In diesem Artikel erzählen sie uns, warum sie sich für diesen Karriereschritt entschieden haben, sie geben Ratschläge, und sie erzählen dir alles, was du über diese Veränderung wissen musst (Vor- und Nachteile). Lies über ihre Erfahrungen und finde mehr über diesen Karrierewechsel heraus, der dich den Nutzer*innen und der Geschäftswelt näher bringt.

1. Was ist ein(e) Produktmanager*in

Als Entwickler*in arbeitet man im Arbeitsalltag immer häufiger mit Produktmanager*innen (PM) zusammen. Das Trio Tech-Produkt-Design ist ein Muss in heutigen Tech-Unternehmen. Aber das bedeutet nicht, dass jede(r) Beteiligte ein klares Verständnis darüber hat, was die jeweiligen Rollen beinhalten.

Tatsächlich ist Produktmanagement ein relativ neuer Bereich in Europa. Die französischsprachige Webseite Le Ticket, die sich auf das Thema spezialisiert hat, grub eines ihrer ersten Jobangebote für Produktmanagement in Frankreich aus…es war aus dem Jahr 2011! Es handelte sich um einen Job für BlablaCar, die Online-Mitfahrzentrale. “Ich erinnere mich daran, dass es ungewöhnlich war, Leute für solch eine Stelle einzustellen, die sich von einem/einer einfachen Projektmanager*in unterschied”, erinnert sich Frédéric Mazzella, einer der Gründer des Unternehmens.

Architekt*in für digitale Produkte

Seitdem hat sich der Beruf weiterentwickelt und mehr Anerkennung erhalten. Einfach ausgedrückt, kann der Job wie folgt beschrieben werden:

Das Ziel von Produktmanager*innen ist es, das Verhalten der Nutzer*innen im Interesse der Unternehmensstrategie zu beeinflussen.

“Es geht darum, aufbauend auf den Bedürfnissen der Nutzer*innen und den Erwartungen der Gesellschaft nachhaltige Geschäftsmodelle aufzubauen”, erklärt Tanguy Verluise, ehemaliger Senior PM bei Veepee und TheFork, sowie Mitgründer von Le Ticket.

Den wichtigsten Punkt, den man sich merken sollte, ist, dass in der Kultur des Produktmanagements Erfolg an der erzielten Wirkung (= outcomes) und nicht an der Durchführung von Projekten als solches (= output) gemessen wird.

Laut Marty Cagan, dem Autor von Inspiriert, der Bibel für das Produktmanagement, sind für PM drei Sichtweisen entscheidend, um Produkte zu schaffen, die: 

  • einen Mehrwert schaffen (Geschäftskomponente)
  • leicht zu bedienen sind (Designkomponente)
  • realisierbar sind (technische Komponente)
Produktmanager*in, ein Job zwischen Business, UX und Design

2. Wieso PM werden, wenn du schon Entwickler*in bist?

Manche finden vielleicht, dass Entwickler*in zu sein der tollste Job der Welt ist. Doch viele in diesem Beruf sind am Ende frustriert. Vielen ist klar geworden, dass ein technischer Hintergrund für den Einstieg in die Welt des Produktmanagements als Vorteil genutzt werden kann. Hier sind einige Gründe für den Schritt:

“Um mehr Einfluss auf das Produkt zu haben”

Nach seinem Abschluss als Ingenieur in Lyon wurde Marc Viricel Mobile-Entwickler. 2016 arbeitete er drei Jahre für den IoT-Hersteller Withings, erst als iOS-Architekt und dann als Leiter des iOS-Softwareentwicklungsteams. Durch diese Stelle konnte er mit anderen Teams (Design, Qualität, Produktmanagement, etc. ) zusammenarbeiten, und er merkte, dass sich seine persönlichen Interessen veränderten.

“Ich konnte Ratschläge in technischer Hinsicht geben, aber ich hatte den Eindruck, dass ich nur begrenzt Einfluss auf das Gesamtprodukt hatte. Im Laufe der Zeit interessierte ich mich immer mehr für den geschäftlichen Aspekt des Ganzen, wie zum Beispiel die Abstimmung von Produkt und Markt, oder für die Preispolitik”, erklärt Marc, der im Mai 2021 Produktmanager wurde.

Dasselbe Argumente nannte Frederic Dermer (ehemaliger Senior PM bei Critéo, ehemaliger Head of Product bei BlaBlaCar, sowie Mitgründer und CPO/CMO des Londoner Startup Fixter), um einen seiner Entwickler davon zu überzeugen, zum Produktmanagement zu wechseln: “Einer der Vorteile, ein PM zu werden, ist für mich, dass du deinen Einfluss auf die Strategie und Zukunft des Unternehmens erhöhen kannst.”

“Webentwicklung war einfach ein Mittel zum Zweck”
Armand Quainon, Head of Product bei Wenabi

Für Armand Quainon fing alles an, als er gebeten wurde, sich um den Kundensupport zu kümmern. Plötzlich hatte er direkten Kontakt mit den Nutzer*innen. Der ehemalige Entwickler bei Airbus, der jetzt Head of Product bei Wenabi ist, bemerkte, dass ihn die Produktgestaltung mehr interessierte als die technische Umsetzung: “Entwicklung war einfach ein Mittel zum Zweck. Aber mir wurde klar, dass es mir am wichtigsten war, die Bedürfnisse der Kund*innen zu erfüllen.”

“Verlasse dich weniger auf die Entscheidungen anderer Leute”

Marc Viricel betont, was ihn zusätzlich frustrierte: Ich hatte oft den Eindruck, dass ich nicht die richtigen Features entwickelte. Als Ingenieur*in magst du einen bestimmten Einfluss haben, aber du hast selten das letzte Wort.”

"Ich glaube, dass die Hälfte der Codezeilen, die ich in meinem Leben geschrieben habe, letztlich nie Verwendung fanden!”
Matthieu Cutin, Produktmanager bei Easyblue

Dieses Gefühl teilt auch Matthieu Cutin, der mehrere Jahre als Entwickler für Webagenturen oder als Freelancer arbeitete, bevor er Produktmanager bei Easyblue wurde, einem Versicherungsmakler für Freiberufler*innen: “Ich glaube, dass die Hälfte der Codezeilen, die ich in meinem Leben geschrieben habe, letztlich nie Verwendung fanden! Unzählige Male wusste ich schon vor der Markteinführung, dass ein Produkt scheitern würde… Deshalb wollte ich nicht länger einfach nur die Ideen anderer Leute umsetzen, ich wollte auch ein Entscheidungsträger werden. Ich wollte nicht länger das Gefühl haben, dass das, was ich tat, nutzlos war; ich wollte näher an den Nutzer*innen sein.”

“Wenn du ein PM wirst, nimmst du dein Schickal in die eigenen Hände. Du stehst nicht mehr am Ende der Kette”, sagt Frédéric Dermern. Du hast deshalb ein besseres Gefühl dafür, wieso du das tust, was du tust.

“Mehr Interaktionen im Alltag”

David Ronchaud folgte dem Ratschlag seines CTO und wurde nach 5 Jahren Frontend-Webentwicklung ein PM und dann Digital Director der Reisebüros Copines de voyage und Les Aventureurs. 

Er bereut seine Entscheidung nicht. “Den ganzen Tag vor einem Computerbildschirm zu sitzen, ist immer etwas gewesen, das mich an der Webentwicklung gestört hat.”  Aber der Job des PM bringt es auch mit sich, dass die Ansprüche vieler Interessenvertreter zusammenkommen. Dies bringt seine eigenen Probleme mit sich, auf die wir später eingehen werden...

“Ich genoss das Programmieren nicht so sehr wie früher”

Ein weiterer wichtiger Grund für diesen Karrierewechsel, der uns genannt wurde, war ein Nachlassen der Motivation. Einfach ausgedrückt: Mir wurde klar, dass mich Dinge wie Debugging oder die Wartung von Legacy Code immer weniger interessierten”, erinnert sich Thomas Bianchini, der fast fünf Jahre als Fullstack-Entwickler gearbeitet hat und seit März 2020 als PM für talent.io arbeitet. Er hatte zwei Möglichkeiten: entweder Tech-Manager oder Produktmanager zu werden; er entschied sich für die zweite Option: “Ich habe schon immer gerne Probleme gelöst, was ich auch als ein PM tue, aber auf andere Weise.”

“Mir wurde klar, dass mich Dinge wie Debugging oder die Wartung von Legacy Code immer weniger interessierten.”
Thomas Bianchini, Produktmanager bei talent.io

3. Was tut ein PM eigentlich?

Du solltest jetzt einen allgemeinen Eindruck davon bekommen haben, worum es bei der Tätigkeit eines PM geht. Jetzt finden wir heraus, was der Job im Alltag beinhaltet; die Erkenntnisse stammen direkt von Personen, die vom technischen Bereich in den Produktbereich gewechselt sind.

Thomas Bianchini von talent.io beschreibt, dass der Job zwei Hauptaspekte hat: 1) die Nutzer*innen glücklich zu stimmen, während gleichzeitig geschäftliche 2) Zielvorgaben eingehalten werden. Um das zu erreichen, ist er an vier hauptsächlichen Tätigkeiten beteiligt:

1) Ideenfindung

In dieser Phase findest du heraus, welches Produkt nötig ist, indem du die Bedürfnisse der Kund*innen (zum Beispiel kannst du sie treffen, ihre Meinung zu Mockups einholen, Hypothesen testen, etc.) und Interessenvertretern verstehst. Es geht darum, deine Chancen zu erhöhen, die gewünschte Wirkung zu erzielen. Auf diese Weise kannst du priorisieren, an welchen Themen du zuerst arbeitest, und vermeiden, umsonst gearbeitet zu haben! Dies ist die wertvollste Arbeit, die du als Produktmanager*in leisten wirst.

2) Bereitstellung

In dieser Phase werden die Ergebnisse der Entdeckungsphase in die Produktion umgesetzt. Dies entspricht in etwa der Rolle des Product Owner in der Scrum-Methode und wird manchmal (fälschlicherweise) als die gesamte Rolle des PM angesehen. Als Entwickler*in hast du in dieser Phase die meiste Erfahrung und kennst dich daher am besten aus. Aber jetzt weißt du, dass die Rolle des PM noch viel mehr umfasst!

3) Der Launch des Produkts oder Features

Das ist als Produktmarketing bekannt. Idealerweise findet dieser Prozess zur selben Zeit statt wie die Entdeckungsphase, und die Sales- und Marketing-Teams sind daran beteiligt. Das Ziel ist eine erfolgreiche Markteinführung, das bedeutet, dass das Produkt seine Ziele erreicht und tatsächlich genutzt wird.

Beispiele sind: Zusammenarbeit mit dem Marketing-Team, um einen externen Kommunikationsplan mit den richtigen Schlüsselbotschaften zu erstellen (Newsletter, soziale Medien, Werbung, zusätzliche Informationen innerhalb des Produkts, FAQs, etc) oder interne Schulungen der Sales und Customer Relations Teams zu den neuen Funktionen usw. 

4) Leistungsanalyse

Produktmanagement ist ein fortlaufender Prozess, der nicht mit dem Launch des Features endet. In der Regel legen die PM bereits in der Entdeckungsphase einen Erfolgsindikator fest. Nach der Markteinführung sammeln sie dann Daten mit Hilfe der Datenteams, um den Erfolg des Projekts zu bemessen. 

Dann beginnt ein neuer Zyklus! Die Roadmap ist eines der Lieblingstools eines PM, in der er oder sie die verschiedenen Ausprägungen des Produkts plant.

PM werden manchmal als “CEO eines Produkts” bezeichnet. Relativieren wir das ein wenig: “Sie sind für einen bestimmten Bereich zuständig, bleiben aber der Vision und Strategie des Unternehmens verpflichtet. Sie sind keine Zauber*innen, die plötzlich mit genialen Ideen auftauchen, um alles zu revolutionieren”, sagt Jean Lebrument, Mitgründer, Chief Product Officer und ehemaliger CTO der Freelancer-Plattform Brigard. 

Sprich: es ist ein Job, in dem du mit vielen verschiedenen Leuten, sowohl intern (Marketing, Sales, Strategie, Design, Tech, Finanzen, Rechtliches, etc.) und extern (Endnutzer*innen, Kunden*innen, Partner*innen, etc.) interagieren musst, um die bestmöglichen Lösungen zu entwerfen.

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4. Wie du vom Entwickler oder einer Entwicklerin zum PM wirst

Wie dir vielleicht schon deutlich geworden ist, stellen technische Fähigkeiten nur einen Aspekt der Tätigkeit eines PM dar. Manche PM haben nie eine Zeile Code geschrieben. Betrachten wir also, welche Fähigkeiten du entwickeln musst und wie du dafür am besten vorgehst.

Die drei wichtigsten Soft Skills: Kommunikation/ Führungskenntnisse/Empathie

“Kommunikationsfähigkeiten sind schon für Entwickler*innen sehr wichtig, aber als ein PM musst du lernen, deine Unterhaltungen an viele unterschiedliche Gruppen anzupassen”, sagt Thomas Bianchini. “Es gibt einen echten Führungsaspekt”, fügt Frédéric Dermer hinzu.

"Wir agieren als Vermittler zwischen allen Interessenvertretern."
Marc Viricel, Product Manager bei Withings

Marc Viricel bestätigt das: “Wir agieren als Vermittler zwischen allen Interessenvertretern. Der Job beinhaltet, dass man proaktiv ist und Informationen sammelt.” Das setzt ein grundlegendes Wissen von Marketing und Design voraus. Außerdem sollte man wissen, wie ein Geschäftsmodell funktioniert, um Diskussionen zu verstehen und an ihnen teilzunehmen.

Wichtig zu wissen: Autorität ist erforderlich, um Projekte effizient voranzutreiben. “Zu wissen, wie man Nein sagt, ist absolut entscheidend beim Setzen von Prioritäten. Aber es ist nicht immer einfach, vor allem wenn man es mit den Gründer*innen des Unternehmens zu tun hat…”, sagt David Ronchaud. Er fügt hinzu, dass Empathie eine Eigenschaft ist, die sowohl für die Designarbeit als auch für das Eingehen auf die Bedürfnisse der Nutzer*innen erforderlich ist. Als Entwickler*in solltest du diese Eigenschaften bereits erworben haben…wenn du ohne einen PM gearbeitet hast!

Die zwölf wichtigsten Skills von Produktmanager*innen laut Coach Ravi Mehta

Die richtige Einstellung vor dem Antritt einer neuen Tätigkeit

Um deine Fähigkeiten zu verbessern, kannst du externe Ressourcen (siehe nächster Punkt) nutzen und/oder deine Komfortzone verlassen und dich innerhalb des Jobs weiterbilden. Beginne mit kleinen Initiativen!

“Ich habe mich regelmäßig freiwillig für Demos, mündliche Vorträge oder Fokusgruppen zur Unternehmensstrategie gemeldet”, sagt Thomas Bianchini.”Vertrauen in dich und die Tätigkeit zu beweisen ist oft der notwendige erste Schritt, bevor du die Stelle offiziell bekommst”, fügt Marc Viricel hinzu. Er erinnert sich daran, wie er Entscheidungen übernommen hat, die mehr am Produkt orientiert waren, um zu beweisen, dass er nicht einfach ein Tech-Guy ist, der nichts über Design oder Business weiß. Seiner Meinung nach ist es wichtig zu zeigen, dass man auch in anderen Bereichen Kenntnisse besitzt.

Zudem begannen er und Thomas Bianchini ihre neue Stelle damit, an einem technischen Produkt zu arbeiten, was entsprechendes Wissen der APIs und technischen Dokumentation erforderte. Das ermöglichte einen reibungslosen Übergang.

Ein paar wichtige Ressourcen

Es gibt die Praxis…aber auch die Theorie. Hier ist eine (bei weitem nicht vollständige) Liste, um dein Verständnis des Produktmanagements zu vertiefen (in Englisch):

Silicon Valley Product Group Newsletter und Lennys Newsletter 

Shreyas Doshis Twitter-Account

Trainingskurse: Udemy, Reforge, Product School, Product Institute

Die “Mind The Product” Konferenz

Bücher: Inspired von Marty Cagan und Empowered von Marty Cagan and Chris Jones

5. Was sind die Vorteile eines PM mit technischem Hintergrund?

Wir wir gesehen haben, musst du deine Fähigkeiten in bestimmten Bereichen verbessern, um PM zu werden. Aber da du Erfahrung als Entwickler*in hast, fängst du nicht bei Null an! Hier ist ein kurzer Überblick der Vorteile, Teil eines Produktteams zu sein.

Du kannst dich problemlos mit den Ingenieur*innen austauschen

“Wenn ich mit den Entwickler*innen spreche, muss ich keinesfalls meine Sprache anpassen, und ich habe keine Angst davor, sehr technisch zu werden, um beispielsweise Performance- oder Datenbankbeschränkungen zu erklären", sagt Thomas Bianchini. Das ist ein eindeutiger Vorteil, wenn man in dem Beruf anfängt, denn am Anfang wird der PM vor allem hinsichtlich der Bereitstellung des Produkts oder Features bewertet. “Ich weiß, worauf es bei der Erstellung von User Stories ankommt, worauf sie genau achten - denn ich habe es selbst erlebt”, erklärt Matthieu Cutin. 

"Als ehemaliger Entwickler weiß ich, worauf es bei der Erstellung von User Stories ankommt, worauf sie genau achten."
Matthieu Cutin, Produktmanager bei Easyblue

Durch deinen Hintergrund kannst du zudem technische Entscheidungen rascher treffen. “Der Vorteil ist, dass ich weiß, wenn es sich einfach um eine if-Anweisung handelt oder ob die Funktionalität komplexer zu erstellen ist”, fährt er fort.

Jedoch ist die Fähigkeit, sich in Entwickler*innen hineinzuversetzen, ein zweischneidiges Schwert: “Es kann der Kreativität im Wege stehen, und wir können vergessen, dass unsere Aufgabe nicht ist, wunderschönen Code zu schreiben, sondern die Bedürfnisse der Nutzer*innen zu erfüllen”, fügt Thomas Bianchin hinzu.

Ein klare technische Vision

Laut Frédéric Dermer besteht ein gutes Produktteam aus diversen und sich ergänzenden Profilen. Dies war sogar ein Faktor bei der Einstellung seines neuen PM - einem ehemaligen Entwickler. “Im Silicon Valley kommt es viel häufiger vor, dass auf PM-Stellen ehemalige Leute aus dem Tech-Bereich arbeiten”, sagt er.

In Europa ist es immer noch recht selten, Leute mit einem technischem Hintergrund im Produktmanagement zu finden. Aber es ist gerade dieser Hintergrund, durch den du die Komplexitäten des technischen Aufbaus oder die Wartung des bestehenden Codes verstehst. “In meinem Team, haben wir Profile aus dem Bereich Design, Business und Tech… Dein Team sollte die verschiedenen Facetten deines Produkts widerspiegeln”, sagt Jean Lebrument.

6. Was sind die Nachteile deines neuen Lebens als PM?

Aber sei vorsichtig, dass du nicht alles durch die rosarote Brille betrachtest. PM zu werden bringt auch Nachteile mit sich.

Du bist nicht mehr länger in der aktiven Rolle

Das ist DER Punkt, den unsere Interviewpartner am häufigsten nannten. “Ich kann nicht länger selbst Lösungen realisieren. Ich muss jedem die Dinge wiederholt erklären”, sagt Matthieu Cutin mit Bedauern…auch wenn er zugibt, dass er die Entdeckungsphasen jetzt mehr genießt. “Ich vermisse es, meine Ideen nicht direkt testen zu können”, stimmt Armand Quainon zu. 

“Gedanklich hast du alles fertig…und du überträgst anderen die Aufgabe, auch wenn du eigentlich selbst den Code schreiben möchtest, um zu sehen, wie es im Detail funktioniert. Das musst du akzeptieren…”, sagt Thomas Bianchini. “Wenn du Entwickler*in bist, fühlst du dich wie ein(e) Handwerker*in, der/die mit den eigenen Händen arbeitet. Als PM ist der Begriff des Schaffens unschärfer, da du die Arbeit anderer Leute organisierst”, fasst Marc Viricel zusammen. “Aber ich arbeite weiterhin spaßeshalber als Freelancer in diesem Bereich”, sagt David Ronchaud. 

Mehr Unterbrechungen

Ein weiterer Negativpunkt: “Du kannst nicht mehr in deiner Blase bleiben! Du wirst immer unterbrochen, wenn du PM bist”, sagt David. Thomas Bianchini hat dieselbe Erfahrung gemacht. Als er Entwickler war, konnte er lange Programmiersitzungen einplanen. “Ich hatte früher zwei Meetings in der Woche, während sie heutzutage die Hälfte meiner Zeit einnehmen”, sagt er. Das ist der Preis dafür, dass man mit den anderen Teams mehr interagiert. “Das Problem ist, dass jeder im Unternehmen eine starke Meinung über das Produkt hat. Du musst deine Hausaufgaben erledigen, damit die Leute verstehen, dass du weißt, was du tust”, so Jean Lebrument.

Ein (etwas) weniger dynamischer Jobmarkt

Webentwickler*in zu sein bedeutet normalerweise ein höheres Gehalt, auch wenn die Gehaltslücke tendenziell verschwindet, wenn du in der Hierarchie aufsteigst. 

Unsere letzte Gehaltsstudie zeigte sogar höhere mittlere Gehaltsstufen für Produktmanager*innen. Tatsächlich scheint das Gehalt in beiden Rollen ungefähr gleich zu sein.

Jedoch ist es sehr eindeutig, dass es weniger Jobangebote für PM-Stellen gibt als für Entwickler*innen. “Ich bekam früher zwei Jobangebote pro Woche. Seit ich PM geworden bin, ist es ruhiger geworden”, vertraut uns einer der Beteiligten am Interview an.

PM ist nach wie vor eine sehr attraktive und beliebte Tätigkeit. Der Beweis: Keiner der von uns Befragten denkt daran, zum Programmieren zurückzukehren!!

Vergleich mittlerer Gehälter für Produktmanager*innen und Entwickler*innen in Paris auf talent.io

Was haben wir also gelernt?

- Als Produktmanager*in geht es nicht (nur) um die Bereitstellung von Features. Es geht auch darum, einen Einfluss auf die Nutzer*innen und dein Unternehmen zu haben.

-  Die Bereitstellung ist nur ein (kleiner) Teil der Arbeit eines Produktmanagers oder einer Produktmanagerin, zu dem wir noch Ideenfindung, Produktmarketing, Datenanalyse, Strategie usw. hinzufügen können.

- Software Engineering ist ein guter Einstieg, um PM zu werden... aber du musst deine Soft Skills (Kommunikation/Empathie) und Hard Skills (Marketing, Verständnis für die Funktionsweise eines Geschäftsmodells, Design...) verbessern.

-  Arbeiten am Produkt bedeutet, sich den Endnutzer*innen und der Unternehmensstrategie anzunähern…

- ...Aber es bedeutet, das Programmieren aufzugeben und mit sehr (sehr) vielen Interessenvertreter*innen zu interagieren.

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